Für die Umfrage wurden Fragebögen an alle Studiendekane und Studiendekaninnen der 36 medizinischen Fakultäten in Deutschland versandt. Die Antworten auf die Fragen nach hauptberuflichen Beauftragten, Lehrmaterialien und Forschungsergebnisse ergaben bei einem Rücklauf von 32 Fakultäten (89%), dass es nicht zentral sichergestellt ist, dass Genderaspekte gelehrt und geprüft werden. Eigenartigerweise sollen bei sieben Fakultäten die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten damit befasst werden. 16 von 32 Fakultäten gaben an, dass sie keine genauen Angaben machen könnten, wo Genderaspekte in ihren medizinischen Curricula integriert sind. Neun Fakultäten bieten ein Wahlpflichtfach und vier eine Ringvorlesung zum Thema Gendermedizin an, eine Fakultät plant hierzu ein Wahlpflichtfach. Auch die Anzahl der Fachgebiete, in denen Genderaspekte integriert sind, ist sehr unterschiedlich. Bei der Prüfung des Lehrmaterials auf Genderinhalte schnitten die befragten Fakultäten im internationalen Vergleich ebenfalls schlecht ab.
Die Autorinnen und Autoren plädieren dafür, „künftige Ärztinnen und Ärzte sollen während ihrer Ausbildung befähigt werden, die eigene Geschlechterrolle kritisch zu reflektieren, gendersensibel zu agieren sowie Geschlechterunterschiede bei Forschungsprojekten und beispielsweise bei kardiovaskulären, neurologischen, psychiatrischen und Autoimmunerkrankungen sowie im Gesundheits- und Präventionsverhalten zu berücksichtigen“. Der DÄB hat in der Vergangenheit bereits mehrfach hervorgehoben, dass auch die medizinische Versorgung sowie die Arzt-Patienten-Interaktion nicht unabhängig vom Geschlecht betrachtet werden kann. Auch die steigende Zahl von Kongressen und Konferenzen zu geschlechtsspezifischen medizinischen Inhalten belege das wachsende öffentliche und medizinische Interesse sowie die Bedeutung dieses Themas.
Presseinformation Deutscher Ärztinnenbund e.V.
Artikel im Ärzteblatt