„Die Fragestellungen, mit denen wir uns auseinandersetzen, ähneln denen vergleichbarer Arbeitsgruppen in anderen medizinischen Fächern“, so Prof. Rau. „Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Viszeralmedizin, auf die wir in unserer chirurgischen Arbeit Rücksicht nehmen müssen, um unsere Gesamtbehandlungsergebnisse zu verbessern? Zweifellos sind sie existent – aber es wurde ihnen bislang keine wesentliche Bedeutung beigemessen. Daher ist Genderforschung auch in unserem Fach dringend notwendig. Durch Herausarbeitung geschlechtsspezifischer Aspekte in Diagnostik und Therapie können wir auch die chirurgische Therapie gezielter ausrichten. Die Kooperation mit anderen Arbeitsgemeinschaften ist von großer Bedeutung, um fachübergreifend geschlechtsspezifische Unterschiede herauszuarbeiten und diese Erkenntnisse schrittweise in Diagnostik und Therapie einzuführen.“
Als problematisch bezeichnet die Sprecherin im Moment noch die Akzeptanz dieses Themas im männerdominierten Fach Chirurgie. „Wir brauchen unbedingt valide Daten und Behandlungsstudien, in denen auch die geschlechtsspezifischen Unterschiede Berücksichtigung finden. Insofern sollten diese Aspekte in jede neue Studie, unabhängig von Thema und Fachbereich, von vornherein eingearbeitet werden.“
Während der 7. Herbsttagung der DGAV und der 68. Jahrestagung der DGVS im September in Nürnberg wird sich die Arbeitsgruppe Gendermedizin wieder treffen, um konkrete Aufgaben zu diskutieren. Im Rahmen dieses Kongresses findet am 12. September, 8.30 – 10.00 Uhr eine Sitzung „Genderaspekte von experimenteller Forschung bis hin zur Klinik“ statt. „Wir müssen hartnäckig sein, um wahrgenommen zu werden“, ist sich Prof. Rau sicher, „nicht zuletzt bei den Fachgesellschaften, bei der AWMF, wo die Leitlinien koordiniert werden, bei Pharmaindustrie und Medizintechnikherstellern.“
Prof. Beate Rau leitet während der MEDICA am 22. November 2013, 9.30 Uhr, einen Kurs Gendermedizin, der sich an Ärzt/innen aus Klinik und Niederlassung, Labormediziner, Radiologen und MTA wendet. Auch hier geht es darum, Antworten und Strategien zu vermitteln, wie zukünftig gendermedizinische Aspekte in der experimentellen Forschung und bei klinischen Fragestellungen einen zentralen Stellenwert erhalten können.
A.H.
Zu beiden Terminen sind Interessent/innen herzlich eingeladen.